In einem anderen Land – Schnelle Hilfe für Gertrúde

In einem anderen Land – Schnelle Hilfe für Gertrúde

 

Kommt ein Baby mit der Seltenen Erkrankung Epidermolysis bullosa (EB) zur Welt, stellt dies in der Regel den kompletten Alltag der Eltern auf den Kopf. Sicher, Kinder bedeuten erst einmal immer eine Veränderung und Lernen, Verantwortung und Liebe ohne Anspruch auf Gegenleistung zu geben. Doch kommt zu dieser neuen, wunderbaren und zugleich auch herausfordernden Erfahrung noch eine schwere Erkrankung wie EB hinzu, ist nichts mehr wie vorher und auch nichts mehr so, wie man es sich die ganzen Schwangerschaftsmonate vorgestellt hatte. Mit einem Schlag werden zwei sich Liebende nicht nur zu Eltern, sondern auch zu Pflegern, Medizinstudenten und Referenten.

 

Auch Gertrúdes Mutter musste diese Erfahrung machen. Nur waren bei ihr die Grundfesten ihres Lebens bereits erschüttert, bevor sie die kleine Gertrúde bekam. Am 22. Februar 2016 brachte sie ihre kleine Tochter zur Welt: In einer Stadt, die sie kaum kannte, einem Land, das nicht ihre Heimat war, und ganz allein, ohne Partner oder Familie, die sie zumindest ein bisschen hätten auffangen können. Gertrúdes Mutter war allein, allein mit ihrer schwerkranken Tochter – im Vivantes Klinikum Neukölln. Sie wusste nicht, was genau mit ihrer Tochter los war, als diese mit Wunden auf die Welt kam und wusste auch nicht, wo sie mit ihr hingehen und wie sie ihr helfen konnte.

 

Gertrúdes Mutter flüchtete von Kamerun nach Deutschland, ihre zwei anderen Kinder konnte sie nicht mitnehmen. Noch traumatisiert von ihrer Flucht waren die Situation im Krankenhaus, die Sprachbarriere und die gesundheitlichen Schwierigkeiten ihrer Tochter kaum fassbar. Sie hielt ihre Gertrúde in den Armen, sah ihre Wunden und Blasen und wusste nicht, was sie tun sollte.

DermaKIDS nimmt sich der Familie an

 

Erst etwa zwei Wochen nach der Geburt, die die kleine frisch gebackene Familie im Krankhaus verbrachte, kam die entscheidende Wendung. Der Sozialdienst wendete sich an DermaKIDS e.V.. Die engagierten Mitarbeiter des Klinikums berichteten von ihren Bemühungen, Gertrúde so gut wie möglich zu versorgen. Doch das Personal hatte keinerlei Erfahrung im Umgang mit EB, Das kleine Mädchen war das erste Schmetterlingskind der Einrichtung und das notwendige Verbandsmaterial für EB-Betroffene gab es nicht vor Ort. Betreut wurde Getrúde zu dieser Zeit durch das Landesamt für Gesundheit und Soziales (LaGeSo). Hier wurden die Krankenhauskosten abgerechnet und die Extraleistungen für das kranke Mädchen beantragt.

 

Als DermaKIDS von dem Flüchtlingskind und ihrer Mutter erfuhr, wurden sofort alle wichtigen Hebel in Bewegung gesetzt, um beim ersten Treffen mit der kleinen Familie gleich adäquat helfen zu können. Am 17. Mai 2016 war es dann soweit: Die Vorstandsvorsitzende von DermaKIDS e.V., Sandy Katzer, traf sich mit Gertrúde und ihrer Mutter, Ärzte und Krankenschwestern des Vivantes Klinikums waren auch dabei. Sandy Katzer hatte bei diesem Besuch bereits einen ersten Vorrat an Verbandsmaterial mitgebracht, nahm den im Krankenhaus den Verbandswechsel selbst vor und schulte die Mutter des Kindes und das Krankenhauspersonal. Noch am selben Tag wurde am Abend die erste Hilfslieferung mit den speziellen Verbandsmaterialien, von DermaKIDS finanziert, ins Klinikum gesandt.

 

Beim zweiten Besuch der Mutter und ihres Kindes nahm Sandy Katzer auch eine Dolmetscherin mit. Diese machte es möglich, dass sich die Mutter nun aktiv an der Wundversorgung ihrer Tochter beteiligen, weil sie nun die wichtigen Informationen verstand. Darüber hinaus schenkte DermaKIDS e. V. der Mutter eine EB-Fibel, um sie im täglichen Leben mit der EB Erkrankung ihrer Tochter zu unterstützen und ihr viele Tipps und Hinweise zu geben, die ihr den Alltag mit EB erleichtern sollen. Um Gertrúdes Mutter aber auch beim so wichtigen Erlernen der deutschen Sprache zu helfen, erhielt sie Lernkarten sowie zahlreiche Bücher.

Erste Erfolge

 

Von da an besuchte die DermaKIDS-Vorstandsvorsitzende, Sandy Katzer, die kleine Familie einmal die Woche. Am 26. Mai 2016 erhielt die Mutter die erfreuliche Nachricht, dass sie für Getrúde einen Asylantrag bekommt. Und Anfang Juni tagte eine Helferkonferenz im Klinikum, um über den Verbleib der kleinen Familie zu beraten.

 

Seit dem ersten Besuch ist viel passiert. Die Verbände der Kleinen werden nun nicht mehr alle zwei Tage, sondern täglich gewechselt. Es wurde eine optimale Wundversorgung geschaffen. Der Gesundheitszustand von Getrúde hat sich deutlich gebessert.

Wie es für Gertrúde und ihre Mutter weiterging, erfahren Sie bald in einem neuen Blogeintrag.